Tempolimit und CO² Ausstoß von Autos

Hinweis: Der Artikel entstand als Beitrag für die Rubrik “Offen gesagt”
in Unsere Kirche im Frühjahr 2007

Nun ist der Streit in Brüssel um die Begrenzung des CO² Ausstoßes von Autos offenbar zu Ende. Er rüttelte an den Grundfesten deutschen Selbstverständnisses. Wie anders sollte man sich erklären, dass „Autokanzlerin Merkel“ beschlossen hatte, „mit allen Mitteln“ für einen höheren Schadstoffausstoß deutscher Autos und damit gegen den Klimaschutz zu „kämpfen“. Der Verband der Automobilhersteller saß ihr im Nacken und drohte mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Der Verbandssprecher warb mit populistischen Argumenten: Eine einheitliche Begrenzung wäre so, als würde man für ein Einfamilienhaus den gleichen Energieverbrauch zu Grunde legen wie für eine Einzimmerwohnung. Wieder ist es gelungen. Die EU hat den Grenzwert heraufgesetzt und als Feigenblatt weiche Ausgleichsmöglichkeiten eingeführt.

Gewiss, die in Deutschland hergestellten Fahrzeuge sind im Durchschnitt größer und schwerer als die aus Frankreich, Italien oder Japan. Aber genau das ist ja das Problem!

Warum schaffen es die deutschen Hersteller nicht, das konkurrenzfähige Auto der Zukunft zu bauen? Statt dem Trend der letzten Jahre immer schwerer und schnellerer Autos zu folgen, müssten die Fahrzeuge leichter, sparsamer und (wieder) langsamer werden. Angeblich sind wir es, die Kunden, die dem im Wege stehen. Wir wollen angeblich die „Rennreiselimousine“ mit mindestens 250 PS und über zwei Tonnen Gewicht. Viele kaufen auch den Geländewagen für den Stadtgebrauch. Es ist eben nicht chic, ein kleines und effizientes Fahrzeug zu fahren.

Seit Jahren sträuben sich alle Regierungen wider besseres Wissen gegen ein allgemeines Tempolimit. An kaum einer anderen Stelle ist die Autolobby so wachsam wie an dieser. Dass Deutschland damit fast allein in der Welt steht, scheint sie eher noch zu bestätigen. Wer ein Tempolimit fordert, wird niedergemacht. Es wird auf die gestiegene Sicherheit von Autobahnen und Fahrzeugen verwiesen und dabei übersehen, dass der Trend zu immer höherer Geschwindigkeit auf allen Straßen das Unfallrisiko erhöht.

Unterschiedlichste Verbände und Institutionen setzen sich für eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen ein. Sie reichen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) über die Umweltverbände, dem Arbeitskreis Umwelt der CSU, dem Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung bis zum Umweltbundesamt und haben es dabei nicht leicht!

Die körperliche und seelische Unversehrtheit vieler Menschen und der Schutz unseres Klimas sollten es uns wert sein, mit dem Tempowahn aufzuhören. Dann können wir uns endlich auch an dieser Stelle in die Reihe zivilisierter Länder einzuordnen.

Heinrich Mühlenmeier
Umweltbeauftragter der Lippischen Landeskirche